Vorstandsbewerbung: Fragen von Hannes Voigt
Wechsel und Wiederantritt
Frage
Wie stehst du zu der Frage, dass Vorstände möglich oft wechseln sollten, damit die Verwaltungsarbeit im Land sich auf viele Piraten verteilt und jeder so einen Enblick bekommt und mal Verantwortung übernehmen sollte? Du stellst dich ein drittes mal zur Wahl. Überzeugt dich dieses Argument so wenig, oder die Alternativen, oder spielen diese Dinge keine Rolle bei deiner Kandidatur?
Antwort
Ich bin der Meinung, dass in Anbetracht der anstehenden Bundestagswahl mit einem Landesverband mit fast 500 Mitgliedern ein Vorstandsamt nicht der geeignete Platz ist, um erste Einblicke in die Verwaltung zu bekommen – dies ist jederzeit durch unsere transparente Strukturen und die zunehmende Dokumentation der Arbeit von jedem Mitglied möglich. Da ich in meiner Zeit im Vorstand so gut wie keine Nachfragen an den Verwaltungsabläufen mitbekommen habe, sehe ich in diesem Punkt auch keinen akuten Handlungsbedarf. Ich behaupte einfach einmal, dass dieses Thema von wenig Interesse ist, solange der „Laden läuft“. Dass dies (mit ärgerlichen Ausnahmen wie z.B. dem Verteilen von LiquidFeedback-Accounts) zumeist der Fall ist, sehe ich auch als meinen Verdienst. Aus diesen Gründen bewerbe ich mich erneut für diesen Job und hoffe auf das Vertrauen der Landesmitgliederversammlung.
Prozesse und Werkzeuge
Frage
Du betrachtest die Prozesse im LV von einem sehr hohen technischen Niveau aus, dass selbst bei den Piraten oft nur ähnlich technisch affine Leute nachvollziehen können.
Antwort
Bisher habe ich noch nicht damit begonnen, die bestehenden Prozesse zu dokumentieren. Sicherlich ist die Dokumentation, die Optimierung und die teilweise Automatisierung anspruchsvoll, jedoch meiner Meinung nach notwendig und erlernbar. Ich habe durch meine Arbeit die Erfahrung gemacht, dass geeignete Prozessmodelle schnell und mit wenig Einarbeitung gelesen und verstanden werden können. Ich sehe dabei weniger die Gefahr, damit Mitglieder auszuschließen, sondern vielmehr die Chance, Herrschaftswissen zu vermeiden und eine bessere Zusammenarbeit mit den Kreisverbänden zu ermöglichen. Weiterhin muss ich auch hier anmerken, dass ich noch keine Nachfrage bezüglich zu technisch beschriebenen Verwaltungsprozessen bekommen habe.
Frage
Die Frontends sind ein wenig intuitiver erfassbar, aber bilden auch für einige Piraten eine Schwelle.
Antwort
(Ich gehe mal davon aus, dass du mit „Frontends“ diese Formulare meinst – falls nicht, korrigiere mich bitte.)
Diese Formulare (z.B. das für die Meldung von Problemen mit LiquidFeedback) sind ein Versuch, auf Anhieb sowohl so viele oft bestehenden Probleme und Lösungsstrategien zu vermeiden als auch alle benötigten Informationen zu erfassen und so allen Beteiligten Zeit und Arbeit zu ersparen – etwa dadurch, dass weniger Nachfragen gestellt werden müssen. Dabei wurden keine neuen Prozesse eingeführt, da diese Problemmeldungen auch weiterhin per E-Mail an die jeweiligen Admins weiterleitet werden. Wiederum gab es wenig Rückmeldungen, dass die Formulare eine zu hohe Schwelle darstellen. Stattdessen gab es eher positives Feedback seitens der Nutzer der Formulare (da ihre Probleme schneller behoben wurden) als auch der Admins (da sie standardisiert alle notwendigen Informationen bekommen haben).
Frage
Du schlägst Schulungen als ein Mittel vor, um die Verbreitung und Nutzung von (immer mehr) technischen Komponenten zu erhöhen. Hast du Verständnis für die Ansicht, dass auch das nur einen Bruchteil der Schwelle abbauen kann?
Antwort
Ich hatte es schon mehrfach geschrieben (zuletzt in einer Antwort auf Frage von Dennis): alle Dinge, die außerhalb der Verwaltung passieren (und damit 99% aller Mitglieder betreffen), passieren in den „Standardmedien“ der Piraten, also im Pad, Wiki, LiquidFeedback und der Mailinglisten. Für diese Medien habe ich mehrfach Schulungen durchgeführt und biete sie weiterhin an.
Alle anderen Werkzeuge (der Helpdesk, Redmine, OpenSlides, Limesurvey, das Dashboard, das Arrr zum Sonntag, etc.) wurden vielmehr eingeführt um Informationen besser zusammenzustellen, schneller zu kommunizieren und sie verständlicher aufzubereiten. Das Gros der Mitglieder ist dabei „Konsument“, d.h. muss diese Medien in der Regel nicht selbst bedienen oder erlernen. Im Gegenzug erleichtern sie die Arbeit enorm und sorgt dafür, dass unser Landesverband transparenter und effizienter arbeiten kann. Auch für diese Medien biete ich gerne Schulungen an. Ein weiteres Mal: Meine Angebote auf der Mailingliste blieben zuletzt unbeantwortet und Anfragen an support@piraten-mv.de gibt es sehr wenige.
Alles in allem haben wir in unserer Partei genau ein Werkzeug, das jedes Mitglied beherrschen sollte, nämlich LiquidFeedback. Nicht erst durch die Einführung der Ständigen Mitgliederversammlung ist die gemeinsame Erarbeitung und Abstimmung von Anträgen in unserem Flächenland von enormer Wichtigkeit. LiquidFeedback ist dabei ein sehr komplexes Werkzeug, da pseudonymisierte Präferenzwahlen mit Delegation nunmal kein Kinderspiel ist. Ich bin jedoch zuversichtlich, dass LiquidFeedback jedem Mitglied näher gebracht werden kann, wenn dessen enormes Potenzial erklärt wird. Und genauso glaube ich, dass auch bei den Systemen, die (wenn auch für einen geringeren Kreis) einen ähnlichen Mehrwert bieten, die Schwellen abgebaut werden können.
Frage
Hast du weitere Konzepte oder Ideen, wie die Mensch-Maschine-Brücke oder in diesem Fall die Pirat-Tool-Brücke geschlagen werden kann?
Antwort
Hier sehe ich drei Ansätze:
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Schulungen. Ich arbeite seit Jahren in der Lehre an der Universität, aber auch im Rahmen der Landesolympiade Informatik mit Schülern zusammen. Bei den Schulungen, die ich im Landesverband durchgeführt habe, habe ich nicht den Eindruck bekommen, dass es Dinge gibt, die sich grundsätzlich nicht erklären lassen.
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Werbung für Akzeptanz. Der Wunsch nach weniger Komplexität scheint oft daher zu rühren, dass nicht ausreichend kommuniziert wurde, welches komplizierte Problem das vermeintliche überflüssige zusätzliche Werkzeug ermöglicht. Dies will ich in Zukunft angehen und (ähnlich wie die Streaming-Anleitung) in Anleitungen festhalten.
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Verstecken. Da die Hauptkommunikation zwischen den Mitgliedern über die Mailingliste passiert, ist es ein leichtes, hier die Werkzeuge zu integrieren. Automatische Benachrichtigungen über LiquidFeedback-Initiativen (durch eine fehlende Komponente seitens der LiquidFeedback-Entwickler derzeit inaktiv) oder Vorstandsanträge oder personalisierte Newsletter wie das Arrr zum Sonntag sind hier ein paar Beispiele dafür, dass sich Werkzeuge vor den Mitgliedern „verstecken“ lassen, wenn man sie ihre Sprache sprechen lässt. Auch Twitteraccounts wie @Piratenwoche_MV lassen sich leicht in den Tagesablauf der Mitglieder integrieren, ohne ihnen ein weiteres Werkzeug zu erklären.
Organisation zwischen Land und Kreis
Frage
Die Organisationsstruktur des Landesverbandes ändert sich massiv. Der KV VG setzt nun auf Selbstverwaltung. 2 Weitere KVs stehen unmittelbar vor der Gründung. Weitere sind in Planung. Grade in der Anfangszeit wird es sicherlich viele Dinge zu regeln geben. Wie wollt Ihr als Vorstand diese neue Organisationsstruktur des Landesverbandes begleiten und welche Ideen habt Ihr zur konkreten Unterstützung der Kreisverbände? Welche Entlastung erwartet ihr im Gegenzug?
Antwort
Ich denke dass die Gründung von selbstverwaltenden Kreisverbänden in unserem Flächenland ein wichtiger Schritt ist. Selbstverwaltung bedeutet, selbst Dinge verwirklichen zu können und Verantwortung zu übernehmen. Als Landesvorstand möchte ich meine Erfahrungen in der Verwaltung mit den Kreisverbänden teilen und gemeinsam Konzepte und Prozesse erarbeiten, wie die Zusammenarbeit am besten funktionieren kann. Ein enormes Potenzial für Entlastungen sehe ich dabei konkret beim Tagesgeschäft (Aufnahme von Mitgliedern, Entscheidung über Anschaffungen, Organisation von Mitgliederversammlungen).
Konflikte durch Anschaffungen
Frage
Ich sehe neue Konfliktfelder in der Frage, was ist eine Aktion/Veranstaltung/Anschaffung für einen Kreis und was ist eine für das Land. Wie seht Ihr das? Habt ihr vielleicht eigene Definitionen? Was kann von Euere Seite aus getan werden, um diesen Konflikt möglichst gering zu halten?
Antwort
Ich stimme zu, dass hier viel Konfliktpotenzial existiert. Ich denke das hier noch viele Gespräche geführt werden müssen um gemeinsam auf für alle akzeptable Regelungen zu kommen. Diese Aufgabe sehe ich jedoch mehr bei den für die Materialverwaltung und -anschaffung sowie für die Finanzen verantwortlichen Vorstände.
Werkzeuge
Frage
Welche Methoden/Einstellungen/Tools der vorherigen Vorstände, auf die du selber nicht gekommen wärst oder die für dich vorbildlich sind, wirst Du für Deine Arbeit übernehmen, weil sie dich überzeugt haben?
Antwort
Wenig überraschend würde ich gerne alle Werkzeuge übernehmen, sie besser miteinander verknüpfen und so die Arbeit im gesamten Landesverband erleichtern.